An dem besonderen Gebäude westlich unterhalb des Schlosses sind unter den Gerüstplanen statische und restauratorische Probleme zu bewältigen. Das Bauwerk steht auf sechs runden Sandsteinpfeilern. Das marode Fundament eines dieser Pfeiler hat im Lauf der Zeit zu einem Schiefstand des Bauwerks geführt. Das Fundament ist inzwischen durch eine Stützkonstruktion stabilisiert. Gesichert werden muss aber auch das von den Pfeilern getragene Kreuzrippengewölbe über dem Brunnenbecken. Dazu wurden von oben Stahlstifte eingesetzt, mit einem Edelstahlgitter verspannt und mit einer Mörtelschicht bedeckt.
Auch die über dem Gewölbe stehende kleine Turmstube hat Sanierungsbedarf. Der hölzerne Bodenaufbau war marode und wird vollständig ersetzt, dann werden die Dielen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder eingebaut. Auch die Deckenbalken mussten erneuert und der Dachstuhl aus dem Jahr 1620 repariert werden. Bearbeitet werden dar-über hinaus die Außenfassaden und Fenster.
Für die Dachdeckung nach historischem Vorbild waren einige Recherchen notwendig, bis die auf älteren Fotografien noch nachweisbaren Ziegel gefunden waren. Es handelt sich um besonders geformte Turm-ziegel, die in der Zeit um 1900 noch serienmäßig hergestellt wurden. Sie wurden in den vergangenen Wochen für das Brunnenhaus von einer auf historische Ziegelformen spezialisierten Manufaktur nachgefertigt. Das Dach wird mit der Neueindeckung wieder die überlieferte fein-gliedrige Struktur haben.
Die Maßnahmen werden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit großzügig bemessenen Spendenmitteln in Höhe von 250.000 Euro gefördert. Weitere 50.000 Euro setzt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten aus ihrem eigenen Haushalt ein. Der Abschluss der Arbeiten ist für Oktober 2020 vorgesehen.
Das Brunnenhaus von Schloss Bertholdsburg ist eine Rarität in zweifacher Hinsicht. Zum einen gibt es nicht mehr viele erhaltene Beispiele für kleine Gartengebäude des 16. Jahrhunderts, die wichtige Elemente der Renaissance-Gartenkunst waren. Zum anderen sind frei stehende Brunnenhäuser nur selten überliefert. In Schleusingen markiert es den Zusammenfluss dreier Quellen in einem Brunnen, die zudem noch mit der Gründungssage von Burg und Stadt verbunden sind.