Vom Engagement der Parkettleger on Tour profitiert haben der Speisesaal und der Vorraum der Brahms-Gedenkstätte. Im Speisesaal wurde der Parkettbelag von 1890 nachgebildet. Er war mit fast der gesamten übrigen Innenausstattung des Schlosses 1982 verbrannt. Das durch Fotos überlieferte Verlegemuster aus quadratischen gerahmten Tafeln entstand nun als neuer Bodenbelag. 750 Parketttafeln aus jeweils sechs zweischichtigen Eichenholzstäben wurden dafür vor Ort hergestellt und mit Nut und Feder verlegt. Neben den in den vergangenen Jahren wiederhergestellten Decken- und Wandvertäfelungen hat der Raum damit ein wichtiges Element seiner Gestaltung zurückerhalten.
Im Vorraum der Brahms-Gedenkstätte hatten die Parkettleger freie Hand und konnten die Facetten ihres anspruchsvollen Handwerks unter Beweis stellen. Es entstand ein komplexes Verlegemuster mit unter-schiedlichen Hölzern. Hier war besondere Detailgenauigkeit gefragt. Das selbst geplante Motiv zeigt zwei große und mehrere kleine Sterne sowie einen Rollfries.
Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, äußerte sich dankbar für den Einsatz der Parkettleger aus ganz Deutschland: „Die Zusammenarbeit war eine Freude von der Planung bis zum fertigen Ergebnis. Die Parkettleger und Tour haben uns unkompliziert und in kürzester Zeit einen Wunsch erfüllt, den wir nur sehr langfristig hätten angehen können. Und wir mussten nur für Kost und Logis sorgen. 40 Jahre nach dem Schlossbrand hat der Speisesaal seinen Parkettboden zurück – ein entscheidender Beitrag zur Wiedergewinnung dieses besonderen Raums. Das sieht nicht nur schön aus, wir werden den Unterschied auch hören, wenn hier die ersten Konzerte stattfinden.“
Auch für die Parkettleger – 20 Männer und zwei Frauen – war es eine spannende Aufgabe jenseits des üblichen Berufsalltags: „Kollegen und Lehrlinge aus dem Holzhandwerk haben heute nur noch selten Gelegenheit, die ganze Palette der Kunstfertigkeit auszureizen, die über Jahrhunderte verfeinert wurde“, hatte Ernst Müller, Vereinsvorsitzender von des Parkettleger on Tour e.V., bereits bei der Ortsbesichtigung im vergangenen Herbst betont. „Mit unseren jährlichen Projekten wollen wir die Vielfalt der Möglichkeiten und Techniken ins Bewusstsein rufen.“
Der Verein Parkettleger on Tour e.V. verfolgt das Ziel, die Handwerkskunst des Parkettlegens bekannter zu machen und Nachwuchs für die Vielfalt des anspruchsvollen Berufsbilds zu interessieren. Regelmäßig arbeiten Mitglieder des Vereins kostenfrei in historischen Bauwerken, um wichtige und aufwendige Schritte in der Sanierung zu ermöglichen (https://parkettleger-on-tour.de/).
Im Februar 1982 hatte ein Brand Schloss Altenstein bis auf die Außen-mauern zerstört. Nach zügiger Wiederherstellung von Dach und Geschossdecken geriet der Wiederaufbau zunächst ins Stocken. 2010 begann die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Sanierungs- und Ausbauarbeiten. Inzwischen sind die Fassaden vollständig restauriert und der Innenbereich im Rohbau nahezu fertiggestellt. Im Speisesaal ist die Holzvertäfelung entsprechend ihrem 1890 entstandenen Erscheinungsbild wiederhergestellt. Mit der Brahms-Gedenkstätte sind seit 2017 zwei erste Innenräume im Rahmen von Führungen zugänglich. Jüngste Errungenschaft sind die beiden durch „Parkettleger on Tour“ verlegten Parkettböden. Im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, gefördert durch Bund und Land, sind auf Schloss Altenstein weitere Baumaßnahmen mit dem Ziel der Nutzbarkeit vorgesehen.
Tag der offenen Tür am 18. Juni
Am Samstag, den 18. Juni 2022 lädt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zu einem Tag der offenen Tür auf Schloss Altenstein. 40 Jahre nach dem Schlossbrand können die Gäste zwischen 13 und 17 Uhr das Innere des Schlosses erkunden und den aktuellen Baufortschritt in Augenschein nehmen. Für Verpflegung vom Grill sowie mit Kaffee und Kuchen ist gesorgt.
Besichtigt werden können unter anderem das Treppenhaus, der historische Speisesaal und der künftige Konzertsaal. Auch das von den „Parkettlegern on Tour“ in dieser Woche verlegte Parkett ist ganz frisch zu sehen. Beim Rundgang zeigen Aufsteller mit historischen Aufnahmen den Zustand vor dem Brand, der vor 40 Jahren die Innenausstattung des Schlosses bis auf wenige Reste zerstörte. Für Auskünfte stehen Schlossverwalterin Susanne Rakowski und Baureferent Philipp Brand von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zur Verfügung. Im Konzertsaal gibt es Fotos und Dokumente zum Brandereignis und die Möglichkeit, mit einem Zeitzeugen und der Bad Liebensteiner Stadtarchivarin ins Gespräch zu kommen, die zahlreiche Berichte gesammelt hat.
Die Zufahrt zum Innenpark ist am Tag der offenen Tür wie an allen Saison-Wochenenden gesperrt. Es stehen die ausgeschilderten Parkplätze P2, P3 und P4 zur Verfügung, die stündlich von der Buslinie 41 mit Halt am Hofmarschallamt bedient werden.
Foto: Die Handwerkerinnen und Handwerker vom Parkettleger on Tour e.V. im Speisesaal auf ihrem frisch verlegten Parkett, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Franz Nagel