Schwerpunkte der bisherigen Maßnahmen waren die Sanierung der maroden Dachkonstruktion und die Wiederherstellung des ursprünglichen Fassadenbildes mit den für Orangerien charakteristischen hohen Fenstern. Darüber hinaus umfasste der erste Bauabschnitt den östlichen Teil der Innenräume. Dort konnte die ursprüngliche Raumstruktur zurückgewonnen werden, hinzu kamen der Innenausbau und die haustechnischen Installationen. „Entscheidend ist das Kalthaus mit Empore“, hebt Petra Hinreiner, Baureferentin der STSG, hervor. „Diesem Raum haben wir besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Denn er soll nun zwei wichtige Aufgaben erfüllen – im Winter stehen dort Kübelpflanzen, im Sommer sollen Veranstaltungen stattfinden. Dieser Mix stellt besondere Anforderungen an Planung und Ausführung.“ Zudem entstanden im sanierten Bereich dringend benötigte neue Arbeits- und Aufenthaltsräume für das örtliche Parkteam der STSG um Parkverwalter Mario Männel.
Mit dem Teilbezug konnte das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Funktion zugeführt werden – der anspruchsvollen Pflege empfindlicher Pflanzen während der kalten Jahreszeit. Anders als in barocken Orangerien geht es dabei in Greiz nicht hauptsächlich um Zitruspflanzen, sondern beispielsweise um Palmengewächse und andere Pflanzen aus den warmen Regionen der Welt. „Das hat mit dem Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts zu tun“, erläutert Dietger Hagner, Gartenreferent der STSG. „Als der Fürstlich Greizer Park durch Eduard Petzold und Rudolph Reinecken ab 1873 seine bis heute wirksame Gestaltung erhielt, waren Tropenpflanzen Mode. Mit Kübeln in die Beete eingelassen, geben sie dem Pleasureground und dem Blumengarten eine reizvolle Prägung. Diese besondere Art der Pflanzenverwendung können wir seit einigen Jahren wieder zeigen. Bisher fehlte es aber an der notwendigen Infrastruktur für den Winter.“
Seit wieder historisch nachweisbare Pflanzen gezeigt werden, stellt sich das Problem der Winterung. Bisher standen die Pflanzen in einem provisorischen Folienzelt. Mit dem Kalthaus steht nun ein modern ausgestatteter Saal am historischen Standort zur Verfügung. Temperiert wird er mit einer automatisch gesteuerten Heizung, drei in die Decke eingelassene Lüftungsklappen erlauben die Abfuhr feuchter Luft über das Dach. Die Südfenster verfügen über automatisch gesteuerte Jalousien.
Das Orangeriegebäude hat eine bewegte Geschichte. An dem 1779 errichteten Bau kam es schon nach wenigen Jahrzehnten zu ersten Veränderungen. Teile des Gebäudes wurden ab 1800 zum Bau-Depot und ab 1835 zu einem Theater umfunktioniert. Im 20. Jahrhundert entstanden Wohnungen in den Obergeschossen, im Erdgeschoss Arbeits- und Aufenthaltsräume für die Gärtner. Durch diese und weitere Umbauten im 20. Jahrhundert ging der Orangeriecharakter schrittweise vollständig verloren. Beim Hochwasser 2013, unter dem der damals frisch restaurierte Park schwer zu leiden hatte, stand auch das Orangeriegebäude tief im Wasser. Die damit dringlich gewordene Sanierung wird deshalb zum Teil mit Bundesmitteln zur Behebung von Hochwasserschäden gefördert.
Im 2023 beginnenden zweiten Bauabschnitt liegt der Schwerpunkt auf dem mittleren Gebäudeteil. Dabei entstehen weitere Arbeitsräume, aber auch Besuchertoiletten. Rund 1 Million Euro sind dafür eingeplant. Für weitere Schritte sind der Neubau eines Warmhauses zur Pflanzenanzucht und ein kleineres zweites Kalthaus vorgesehen. Die Gesamtkosten für die Sanierung des Orangenhauses wurden ursprünglich auf 7 Millionen Euro veranschlagt, angesichts der Baukostensteigerungen ist jedoch für die künftigen Bauabschnitte mit einem Aufwuchs zu rechnen.
Abbildung: Orangerie im Fürstlich Greizer Park, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG), Franz Nagel