In Sachen Welterbestatus für die Kulturlandschaft der Thüringer Residenzen wird es nun konkreter. Im Auftrag der Thüringer Staatskanzlei und in enger Abstimmung mit dem Landeskonservator bereitet die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten den Antrag zur Aufnahme in die Welterbe-Tentativliste des Bundes vor. Er soll bereits im Oktober 2021 eingereicht werden – die erste Hürde auf dem Weg zur erhofften Einschreibung in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste.

Mit der Erarbeitung des Antrags sind bei der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zwei eigens eingestellte Mitarbeiterinnen beschäftigt. Die Historikerin PD Dr. Astrid Ackermann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena bringt ihre landesgeschichtliche Expertise in das Projekt ein, die Kunsthistorikerin Claudia Schönfeld hat in den letzten Jahren maßgeblich den Welterbe-Antrag für das Residenzensemble Schwerin erarbeitet und verfügt über umfassende Kenntnisse rund um das UNESCO-Welterbe. Gemeinsam arbeiten sie nun an dem komplexen Vorhaben.

Denn soll der Antrag Erfolg haben, muss er Gremien überzeugen, die das ganze UNESCO-Welterbe überschauen und in dem vorgeschlagenen Kulturgut einen Lückenschluss in der bisherigen Liste erkennen. „Im ersten Schritt müssen wir den Welterbe-Experten auf Bundesebene zeigen, dass wir mit den Thüringer Residenzen weltweit punkten können“, sagt Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. „Das bedeutet zunächst einmal einen Perspektivwechsel: Es geht weniger darum, was wir in Thüringen wertschätzen und mit der Welt teilen möchten, sondern was den strengen UNESCO-Kriterien standhält.“

Zu den Aufgaben gehört deshalb die Auswahl der passenden Kriterien aus dem UNESCO-Kriterienkatalog und deren Begründung mit weltweit einmaligen Eigenschaften. Daran wird derzeit gearbeitet. Erst in einem zweiten Schritt erfolgt dann die Auswahl von baulichen Denkmalen, die diese Eigenschaften beispielhaft auf herausragende Weise abbilden und weitere für die UNESCO entscheidende Voraussetzungen wie Integrität und Authentizität erfüllen. Allem voran müssen die Denkmale in einer umfassenden und anspruchsvollen Vergleichsstudie ähnlichen Kulturgütern weltweit standhalten. Dabei werden die Thüringer Staatskanzlei und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten von einer Expertenrunde beraten, die aus nationaler und internationaler Perspektive auf das thüringische Kulturerbe blickt.

„Zurzeit diskutieren wir intensiv die Kriterien und Eigenschaften und loten die Chancen aus“, so Fischer. „In einigen Wochen werden wir konkret an die Auswahl von Denkmalen gehen und sie einer Vergleichsstudie unterziehen. Das Ergebnis dieser mehrstufigen Prüfung wird den Kern des Antrags bilden. Klar ist aber schon jetzt, dass in der öffentlichen Vermittlung und Wahrnehmung der ganze Reichtum der Thüringer Residenzen und Nebenresidenzen gemeint ist und von der Aufmerksamkeit profitieren wird.“

Die Dornburger Schlösser bereiten sich auf den Beginn der Museumssaison vor. Wenn es die Pandemielage zulässt, öffnet das Museum regulär ab 1. April. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen. In diesem Jahr kann die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zwei Rückkehrer begrüßen – ein Gemälde und den Abguss eines großen Goldnuggets. Beide gehören zum historischen Inventar im Renaissanceschloss.

An seinen nachweislichen Stammplatz kehrt nach mehreren Jahrzehnten ein Rokoko-Gemälde zurück. Es zeigt eine Szene aus Molières Ballettkomödie „Psiché“ und ist bereits in den Inventarlisten von 1874 für das Renaissanceschloss überliefert. Ein historisches Foto aus den 1920er Jahren zeigt das Bild in der oberen Diele des Renaissanceschlosses neben dem Kamin. Später wurde es nach Weimar gebracht und hing dort im Depot. Nun haben Restauratoren der Klassik Stiftung Weimar das Gemälde mit seinem geschnitzten Rahmen restauriert und wieder nach Dornburg gebracht.

Beim zweiten Objekt handelt es sich um einen Gipsabguss eines außergewöhnlichen Goldnuggets. Den hatte sich Goethe während seines mehrwöchigen Aufenthalts auf den Dornburger Schlössern 1828 aus Russland schicken lassen – willkommener Anlass für den Universalgelehrten, sich mineralogischen Studien zu widmen. Das kurz zuvor aufgefundene Original brachte respektable 12,5 Kilogramm auf die Waage. Auch der Abguss, eine Attraktion in Goethes Bergstube im Renaissanceschloss, ist nach einem Aufenthalt in der Restaurierungswerkstatt nun wieder zurück.

Abbildungen

– Depotmeister Robert Steiner (rechts) und Museumstechniker Nico Lorenz von der Klassik Stiftung Weimar beim Anbringen des Rokoko-gemäldes, Foto: Fanny Rödenbeck

– Abguss eines Goldnuggets in der Bergstube, Foto: Fanny Rödenbeck

Rund um die Burgruine Gleichen bei Wandersleben führt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ab der nächsten Woche Baumpflegearbeiten und Fällungen durch. Die Maßnahmen dienen der Verkehrssicherung. Die Eingriffe wurden im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Kurzfristig kann es während der Arbeiten zu Wegsperrungen kommen.

Mit den Rückschnitten und Fällungen werden vorrangig Trockenheitsschäden beseitigt, die zur Gefahr für Besucher werden können. Der Baumbestand am Burgaufgang und im unmittelbaren Umfeld der Ruine ist durch die mangelnden Niederschläge der letzten Jahre erheblich in seiner Vitalität beeinträchtigt.

Im Mittelpunkt steht überwiegend schwächerer Eschenaufwuchs, der vom Eschentriebsterben stark betroffen ist. Vier absterbende Altbäume können durch Rückschnitt als Biotopbäume mittelfristig erhalten bleiben. Das anfallende Material bleibt als Totholz in den angrenzenden Flächen des Naturschutzgebietes liegen und erfüllt so wichtige ökologische Funktionen für holzzersetzende Insekten und Pilze.

Abbildung: Trockenheitsgeschädigter Baum am Burgberg der Burgruine Gleichen, Foto: P. Nembach

Wenn im Frühjahr die Bundesgartenschau (BUGA) Erfurt 2021 beginnt, ist die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) mit sechs Außenstandorten dabei – und mit Ausstellungen und Veranstaltungen. Im Mittelpunkt steht die Ausstellung „Paradiesgärten – Gartenparadiese“ mitten auf dem zentralen BUGA-Gelände des Erfurter Petersbergs.

Prominenter Ort der Ausstellung ist ab 23. April die ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul mit eigens restaurierten Fassaden und aufwendig hergerichtetem Innenraum. Dort hat parallel zu den letzten Bauarbeiten schon die heiße Phase des Ausstellungsaufbaus begonnen. Installiert wird eine Ausstellungsarchitektur, die sich den Besonderheiten des früheren romanischen Kirchenraums anpasst. Die multimediale Schau ist die erste umfangreiche Überblickausstellung zur Gartenkunst im Freistaat.

Ausgehend vom Standort, einem traditionsreichen Kloster, schlägt die Ausstellung den Bogen von den verlorenen Klostergärten des Mittelalters zu den höfischen Gärten der Neuzeit. Beispielhaft gewährt sie Einblicke in elf herausragende Parks und Gärten in ganz Thüringen, die sich in der Obhut der STSG befinden. Der streng aufgebaute Terrassengarten von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden und der landschaftlich angelegte Fürstlich Greizer Park markieren dabei das geographische und zugleich das geschichtliche Spektrum von der Renaissance zum ins späte 19. Jahrhundert. Geschichten, Dokumente, Persönlichkeiten und eine Fülle spannender historischer Darstellungen machen den hohen Stellenwert der Gartenkultur im höfischen Zeitalter greifbar.

Bis zur Eröffnung der BUGA gewährt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ab dieser Woche regelmäßig Blicke durchs Schlüsselloch. Immer montags gibt es auf Instagram und Twitter unter schlösserstiftung.thüringen erste Einblicke in die Themen der Ausstellung und zugleich in Thüringens Reichtum an Gartenkunstwerken.

Abbildung: Visualisierung für die Fassade der Erfurter Peterskirche während der Ausstellung „Paradiesgärten – Gartenparadiese“, Foto: Atelier Hähnel-Bökens | Motiv: Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 15710, fol. 60v.

 

 

 

 

Weitere Informationen zu Aktivitäten der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Twitter / Instagram: schloesserstiftung.thueringen

Blog: www.friedensteinblog.de

www.thueringerschloesser.de

An Schloss Sondershausen müssen der Prinzessinnengarten und die Freitreppe zwischen Marktplatz und Schloss vorübergehend gesperrt bleiben. Grund sind Schnee und Eis auf den Dächern des Ost- und des Südflügels. Am Ostflügel muss ein Dacherker notgesichert werden, der unter der Schneelast zu versagen droht. Außerdem besteht die Gefahr von Dachlawinen, die Schieferplatten mitreißen können. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten bittet um Verständnis.

Abbildung: Schloss Sondershausen im Schnee, Drohnenaufnahme: Martin Ludwig

 

Im Schlosspark Wilhelmsthal bei Eisenach hat das derzeit reichlich verfügbare Wasser schneller als erwartet den Beginn der Wiederbefüllung des Parksees ermöglicht. Mit dem zügigen Volllaufen des Sees begann das von Messungen begleitete Probestauprogramm. Sein Erfolg ist Voraussetzung für die lange erwartete Wiederbelebung als See.

In den vergangenen Jahren war der Damm saniert worden. Dies war nötig, weil es sich beim Wilhelmsthaler See im wasserrechtlichen Sinn um eine Talsperre handelt, die Beschaffenheit des Damms den damit verbundenen Anforderungen jedoch nicht genügte. Den letzten Schritt bildet nun das Probestauprogramm. Dabei werden in regelmäßigen Abständen Messungen durchgeführt. Wenn sich die erwarteten Werte bestätigen, muss das Wasser nicht wieder abgelassen werden.

Mit der Wiederbefüllung ist nicht nur ein Teil des Gartendenkmals, sondern auch ein technisches Denkmal wieder in Funktion. Der Wilhelmsthaler See gilt als älteste Talsperre in Thüringen. Er entstand Anfang des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Bau von Schloss Wilhelmsthal und der Anlage des zugehörigen Barockgartens. Auf dem See konnte man mit Gondeln fahren und das Panorama der Schlossanlage genießen. Später wurde der Garten zum Landschaftspark umgestaltet, in dem der See nach wie vor eine entscheidende Rolle spielt.

Abbildung:
Schloss und Park Wilhelmsthal – der See führt wieder Wasser, Foto: STSG, Andrea Walter

Im Westflügel von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden sind für den Rundgang wichtige Räume wieder an das Museum Schloss Wilhelmsburg übergeben worden. Dort mussten für etwa 500.000 Euro Böden und Decken saniert werden. Nun beginnt die Ausstattung der Räume im Rahmen eines neuen Museumskonzepts.

Wie bereits am Ost- und am Nordflügel, schloss sich auch am Westflügel an die Dachsanierung die Bearbeitung von Innenräumen an. Im Obergeschoss mit den Gemächern des Landgrafen und der Landgräfin hatten Untersuchungen Schäden an den Holzkonstruktionen und Bodenbelägen ergeben. Hauptursachen waren der Echte Hausschwamm und Schädlingsfraß.

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In der gesamten westlichen Raumflucht mussten Zimmerer die Dielen entfernen und die Balkenkonstruktionen reparieren. Das Gemach der Landgräfin in der Nordwestecke des Schlosses war am stärksten betroffen. Dort gab es auch schwere Schäden an der Deckenkonstruktion, beispielsweise einen maroden auf dem Mauerwerk aufliegenden Balken mit entscheidender Tragfunktion. Aber auch in der darunterliegenden Decke waren Eingriffe nötig. Deshalb mussten auch im Landgrafengemach im Erdgeschoss die hölzernen Deckenverkleidungen vorsichtig abgenommen werden, um sanieren zu können. Die dämmenden Lehmfüllungen von Böden und Decken wurden ergänzt, stellenweise auch erneuert.

Nach dieser tiefgründigen Kur konnte es an die Oberflächen gehen. Die Deckenvertäfelungen kamen wieder an ihren Platz und wurden dabei einer Konservierung unterzogen. Wieder eingebaut werden konnten auch die mehr als 400 Jahre alten restaurierten Originaldielen aus der Bauzeit des Schlosses in den Eckräumen. In den übrigen Bereichen war der ursprüngliche Belag schon länger verloren, hier kamen neue Dielen zum Einsatz.

Abschließend konnten sich Fachleute den 380 Quadratmetern Wand- und Deckenflächen widmen, die den größten Schatz von Schloss Wilhelmsburg tragen – den Wandmalereien der Spätrenaissance. Durch das Entfernen jüngerer Sockelleisten sind sie wieder komplett zu sehen. Mit Liebe zum Detail reinigten Restauratorinnen die Wandflächen und griffen wo nötig festigend ein.

Nun können die Räume wieder genutzt werden – zum Teil aber nur provisorisch. Denn in einigen von ihnen stehen noch größere Restaurierungen an den Oberflächen und Malereien an. In den betroffenen Räumen wurden deshalb die neuen Dielen gleich wieder mit einer Schutzabdeckung versehen. Zunächst werden die Methoden in diesem Jahr an einem Musterraum erprobt. Mit etwas Glück können Besucher den Spezialisten dabei über die Schulter schauen.

Museumsdirektor Dr. Kai Lehmann ist dennoch froh über den Fortschritt. „Der Rundgang ist nun wieder vollständig begehbar. Außerdem können wir in den Eckräumen eine lange gehegte Idee in die Tat umsetzen. Dort wird bald Landgraf Wilhelm auf ungewöhnliche Weise die Besucher begrüßen – mehr wollen wir aber noch gar nicht verraten.“

Mit der Wiederherstellung der Innenräume ist nun der dritte große Ab-schnitt der Dachsanierung auf Schloss Wilhelmsburg abgeschlossen. Die letzte Etappe dieses langfristigen Vorhabens ist dann der Südflügel mit Turm und Schlosskirche. „Es wird am Ende zwar gut 15 Jahre gedauert haben, aber wenn das geschafft ist, wird der Erfolg für mehrere Generationen nachwirken“, sagt Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. „In solcher Gründlichkeit sind die Dächer und Decken seit der Erbauungszeit noch nie saniert worden. Es ist ein wirklich nachhaltiges Projekt.“

 

Im Turm von Schloss Schwarzburg wird derzeit die neue Innentreppe im Rohbau fertiggestellt. Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit dem ersten Ausbauabschnitt des Schloss-Hauptgebäudes, der in wenigen Monaten als Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen eröffnet werden soll.

In den vergangenen Jahren waren zunächst das Mauerwerk und die Fassaden des Turms saniert worden. Die zum Teil marode Substanz musste mit tiefgreifenden Mauerwerksergänzungen stabilisiert und außen zunächst mit einem schützenden Unterputz versehen werden. Parallel wurde am stark verwitterten und stellenweise schon abgängigen Bauschmuck gearbeitet, der teils aus Sandstein, teils aus aufgeputzten Elementen besteht.

Die nun im unteren Bereich neu eingebaute Treppe verleiht dem Turm zusätzlich Stabilität. Carola Niklas, Baureferentin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, erklärt das so: „Als freispannendes Bauteil aus Stahlbeton verbindet sie die Außenwände und die unterschiedlichen Geschossebenen miteinander und gibt ihnen Halt.“ Neben dieser baukonstruktiven Funktion löst die Treppe ein zweites Problem – sie schafft den notwendigen zweiten Fluchtweg für das benachbarte Schloss-Hauptgebäude, das über einen Steg mit dem Turm verbunden wird. „Mit dieser Verbindung können wir auf ein vor die Schlossfassade gestelltes Fluchttreppenhaus verzichten“, so Niklas.

Alt und neu: Übergang zu den erhaltenen Treppenläufen, Foto: IBA Thüringen, Thomas Müller

Der Schlossturm war ursprünglich Teil der Schlosskirche, die im rechten Winkel an das Hauptgebäude anschloss. Die Treppe im Turm führte damals auf die Kirchenempore und weiter bis zur Turmhaube. Seit dem Abriss des Kirchflügels 1940 steht der Turm frei. Statische Probleme waren die Folge, verschärft durch die Witterung nach dem Brand-verlust der Turmhaube 1980. Auch die Treppe litt unter dem Verfall. Nur noch drei Treppenläufe im Emporenbereich konnten gehalten werden. Die neue Treppe schafft nun wieder den Anschluss ins Erdgeschoss. Die Fortführung bis zur Traufe ist für einen späteren Bauabschnitt vorgesehen.

„Mit der neuen Treppe wird neben dem Hauptgebäude auch der Turm erstmals seit mehreren Jahrzehnten wieder sicher begehbar sein“, greift Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, einen vor Ort lange gehegten Wunsch auf. „Und ein Herzensprojekt des Fördervereins Schloss Schwarzburg rückt damit auch ein Stück näher – die Wiedererrichtung der abgebrannten Turmhaube.“ Dafür sammelt der Verein bereits Spenden.

 

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Neue Treppe im Turm von Schloss Schwarzburg, einst Aufgang zur Kirchenempore, Foto: Tectum, Christiane Hille

In Schloss Molsdorf wird es pünktlich zur BUGA ein neues Café geben, das „Park Café Schloss Molsdorf“. Daran arbeiten die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten als Eigentümerin und die Lebenshilfe Erfurt Service gGmbH als Betreiberin derzeit unter Hochdruck. In dieser Woche haben die vorbereitenden Bauarbeiten begonnen.

Die Bauarbeiten dienen vor allem der Modernisierung der technischen Infrastruktur. Im Mittelpunkt steht dabei der künftige Küchen- und Thekenbereich. Nicht mehr verwendbare Einbauten aus dem 20. Jahrhundert müssen entfernt und die Elektroinstallation erneuert werden. Auch an der Heizungsanlage sind Erneuerungen nötig. Mit Trockenbauwänden werden die künftige Backstube und eine Spülküche abgetrennt. Neue Brandschutztüren sorgen für Sicherheit. Für ein barrierefreies WC auch mit Blick auf die BUGA wird außerhalb des Schlosses mit einer Interimslösung gesorgt.

Im Gästebereich, den drei Gartensälen mit teilweise historischer Ausstattung, werden die stark beanspruchten Sandsteinböden aufgearbeitet und die Wände neu gestrichen. Bereits im vergangenen Jahr hat eine Restauratorin die dort präsentierten textilen Wandgemälde gereinigt. Ebenso bereits abgeschlossen ist die Instandsetzung der äußeren Fenster und Türen der Caféräume zum Garten.

Nach Abschluss der Arbeiten beginnt die Lebenshilfe Erfurt mit der Einrichtung von Backstube und Gasträumen. Das Konzept des im Bereich der anspruchsvollen Gastronomie erfahrenen Inklusionsunternehmens sieht vor, frisch hergestellte Back- und Konditoreiwaren, ausgewählte Getränkequalität und vorrangig Regionalprodukte anzubieten. Außerdem soll es eine Theke mit einem auf das Schloss abgestimmten Shopangebot geben.

Die Lebenshilfe Erfurt verfolgt mit dem neuen Park Café das Ziel, Menschen mit Behinderung in den Ausbildungs- und Arbeitsprozess zu integrieren und sie am Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft vollständig teilhaben zu lassen.

Für die Bauarbeiten investiert die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten rund 470.000 Euro. Sie wird dabei mit 150.000 Euro durch die Thüringer Staatskanzlei unterstützt. Die Lebenshilfe Erfurt gGmbH plant Investitionen von rund 350.000 Euro, gefördert von der Aktion Mensch.

Abbildung:
Schloss Molsdorf – im Erdgeschoss entsteht das neue Park Café, Foto: STSG, C. Schart

 

Bei der Sanierung des Brunnenhauses auf Schloss Bertholdsburg ist ein entscheidendes Etappenziel erreicht. Die Sanierung von Statik, Fassaden und Dach ist abgeschlossen. Im nächsten Jahr sollen Arbeiten im Innenraum und eine neue Außentreppe das außergewöhnliche Kleinod wieder perfekt machen. Etwas Besonderes ist nicht nur das Gebäude selbst – das Sanierungsprojekt wird zum allergrößten Teil durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finanziert, die dafür eine private Großspende erhalten hat.

Die Arbeiten an dem kleinen Lustgebäude im Schlossgarten konzentrierten sich zunächst auf die Standsicherheit. Einer der sechs runden Sandsteinpfeiler, auf denen ein Gewölbe und darüber eine sechseckige Turmstube ruhen, musste neu gegründet werden. Seine über Jahrhunderte entstandene Schieflage hatte Risse am Kreuzgratgewölbe nach sich gezogen. Das Gewölbe musste deshalb mit Stahlstiften vernadelt und von oben mit einem Edelstahlgitter mit Mörtelüberzug gefestigt werden. Außerdem sichert ein von außen in die Fugen gelegter Ringanker das Gebäude gegen das Auseinanderdriften.

Neben der neu gewonnenen Stabilität gibt es auch optisch sichtbare Sanierungserfolge. Am Dach wurde nicht nur die Holzkonstruktion saniert, sondern auch die Dachdeckung denkmalgerecht erneuert. Nach historischen Abbildungen und einem erhaltenen Befund wurden kleine Biberschwanzziegel, sogenannte Turmbiber, von einer auf historische Modelle spezialisierten Ziegelei eigens hergestellt. Es handelt sich um Ziegel, die besonders für steile Dächer geeignet sind. Das sechseckige Zeltdach zeigt sich nun wieder in der feingliedrigen Struktur, die es bis ins frühe 20. Jahrhundert auszeichnete.

Besondere Sorgfalt waltete auch an den Sandsteinoberflächen. Steinrestauratoren reinigten die Werksteinflächen von Krusten und Verschmutzungen und festigten sie. Loses Fugenmaterial ersetzten sie durch Mörtel in passender Rezeptur. An einigen Stellen waren auch Steinergänzungen nötig.

Die nun abgeschlossenen Maßnahmen werden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit 264.000 Euro großzügig gefördert. Darin enthalten ist eine spektakuläre Privatspende in Höhe von gut 250.000 Euro. Weitere 64.000 Euro investiert die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten aus ihrem eigenen Haushalt.

Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, ist erfreut über die besonderen Förderumstände: „Die Zusammen-arbeit mit den Kollegen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bedeutet für uns, dass denkmalpflegerische Qualität für alle Beteiligten an erster Stelle steht. Die Großzügigkeit eines privaten Spenders hat uns gemeinsam in die Lage versetzt, höchste Maßstäbe anzulegen.“

Auch für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist ein solches Projekt nicht alltäglich. Vorstand Steffen Skudelny erläutert: „Wenn Leidenschaft für das kulturelle Erbe und Mäzenatentum auf ein konkretes Denkmal treffen, ist das ein Glücksfall. Am Brunnenhaus konnten wir deshalb sehr schnell und umfangreich Mittel bereitstellen. So ist es gelungen, eine wirkliche Rarität zu bewahren.“

Kleine Gartenarchitekturen wie das Brunnenhaus gehörten im 16. Jahrhundert zu einer repräsentativen Gartengestaltung. Oft boten sie mit erhöhten Räumen oder Altanen einen Überblick über die geometrisch angelegten Pflanzungen. Allerdings haben sich nur wenige solcher Lustbauten erhalten. Eine Seltenheit ist zudem die Kombination mit dem ebenerdigen Brunnenbecken. Überwölbte Brunnenhäuser finden sich beispielsweise in Kreuzgängen von Klöstern, nur selten handelt es sich um freistehende Gebäude.

Dass man in Schleusingen Altan und Brunnen miteinander kombinierte, könnte mit der Gründungssage Schleusingens zu tun haben. Denn im Brunnenbecken fließen drei Quellen zusammen, und in einem solchen Becken badete der Sage nach eine Wassernixe, als sie einen frühen Grafen von Henneberg um die Rettung ihrer Tochter aus einem Zauberbann bat. Der kam der Bitte nach, heiratete die Tochter und gründete die Burg samt Stadt.

 

Abbildung: Brunnenhaus mit restaurierten Fassaden und saniertem Dach, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Katja Hanf