Dann begann abschnittweise die Dachsanierung. Erst wurden der Schiefer abgenommen und die Dachschalung abgedeckt, dann kam der Dachstuhl zum Vorschein, mit all seinen im Laufe der Jahrhunderte entstandenen Schäden. Zunächst mussten die Zimmerleute anrücken. Auf Basis der gründlichen Voruntersuchungen konnten sie schadhafte Balkenbereiche im Dachstuhl und den Decken gezielt austauschen. Manche Deckenbalken waren allerdings so durchgebogen, dass nur Stahlträger Stabilität gewährleisten konnten.
Sparren für Sparren arbeiteten sich die Handwerker von Nord nach Süd durchs Dach. Nach Bearbeitung des ersten Viertels konnten das Schutzdach bis etwa zur Mitte des Flügels verlängert und die Arbeiten nahtlos fortgesetzt werden.
In den nächsten Monaten werden die sanierten Bereiche mit Schiefer neu gedeckt, die alten Platten waren zum großen Teil nicht mehr verwendbar. Die Zimmerleute ziehen dann an die südliche Hälfte des 100 Meter langen Dachs weiter. Parallel zu den Dacharbeiten beginnt im April der Einbau eines neuen Treppenhauses mit Aufzug, der einen barrierefreien Museumsrundgang gewährleisten wird. Dach und Treppenhaus sollen 2021 fertig sein. Die Gesamtplanung sieht vor, die Innenräume des Westflügels und des angrenzenden Westturms zügig wiederherzustellen, damit sie die Stiftung Schloss Friedenstein wieder museal nutzen kann. Aber auch in etlichen anderen Bereichen des Schloss- und Parkensembles erfolgten Untersuchungen und Planungen.
Weitere Sanierungsschwerpunkte am Schlossgebäude sind der Ostturm, Teile des Ostflügels und der westliche Dachbereich des Nordflügels. In den betroffenen Dachgeschossen werden noch in diesem Jahr schadstoffbelastete Staubablagerungen entfernt, um die ge-nauen Aufmaße erstellen zu können.
Auch für die Restauratoren ist das Schloss voller Herausforderungen.
So müssen beispielsweise Musterachsen an der Schlossfassade an-gelegt werden, um die Materialien und Farbwirkungen zu erproben. Die Innenräume werden bereits seit längerer Zeit gründlich erforscht. Zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres gehörte die Freilegung des in weiten Teilen erhaltenen Estrichbodens mit Ziegelmuster aus der Bauzeit des Schlosses im 17. Jahrhundert in der Weimargalerie im Westflügel. Außerdem wurden die angrenzenden klassizistischen Räume untersucht und Konservierungsmaßnahmen geplant. Dabei standen schadhafte Stuckdecken und Wände im Mittelpunkt, aber auch außergewöhnliche Ausstattungsdetails wie 56 in die Wand eingelassene Pastellbilder im Dichterzimmer.
Das Schloss ist aber nicht die einzige Baustelle. Für das Orangenhaus, das bereits in Teilen sanierte Lorbeerhaus und das Treibhaus wurden die Entwurfsplanungen abgeschlossen. Bei den Untersuchungen erwies sich die Dachkonstruktion des Orangenhauses als nicht mehr tragfähig. Notsicherungen ermöglichten es jedoch, das Gebäude nach vorübergehender Sperrung wieder provisorisch zu nutzen. Für die geplanten Maßnahmen im Herzoglichen Park, vor allem an den Brücken und Wegen, sind die Auswahlverfahren für die Planungsleistungen abgeschlossen.
Neben der großzügigen Förderung der Ensemblesanierung durch Bund und Land verdienen auch weitere geförderte Projekte gesonderte Erwähnung. So ermöglichten die Kulturstiftung Gotha und der Einsatz von Lottomitteln die Restaurierung der Altanbrüstung im Innenhof, und der Förderverein Orangerie-Freunde Gotha e.V. finanzierte mit einer Spende die Anschaffung neuer Pflanzkübel für die Orangerie. Für Besucher kaum sichtbar, aber dennoch wichtig ist die Erneuerung des Küchenbereichs für die Gaststätte im Pa-genhaus und die Schaffung neuer Sozialräume für das Personal.
60 Millionen Euro stehen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gär-ten für die Großbaumaßnahmen auf Schloss Friedenstein zur Verfügung je zur Hälfte finanziert durch den Bund und den Freistaat Thüringen.
Weitere Informationen unter www.friedensteinblog.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]