Am 25. Juni 2021 unterzeichneten Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Thüringens Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff eine Verwaltungsvereinbarung über die gemeinsame Finanzierung des ersten Sonderinvestitionsprogramms (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie für Projektmittel zur Förderung der Schlösser- und Kulturlandschaft in Thüringen. 100 Millionen Euro Bauinvestmittel stellt der Bund zur Verfügung, die der Freistaat in gleicher Höhe kofinanziert.

Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, äußert sich dankbar für die nun von Bund und Land bereitgestellten Mittel: „Wir haben damit erstmals die Möglichkeit, an vielen Stellen parallel wirklich große Schritte für die historischen Anlagen zu machen. Unseren Plan für die nächsten Jahre haben wir vor allem nach Dringlichkeit und Machbarkeit ausgerichtet. In den meisten Fällen geht es um akut notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Denkmalsubstanz. Zum Teil rücken aber auch lang ersehnte Nutzungen endlich in greifbare Nähe. Besonders froh bin ich, dass wir einige Verbesserungen für die Museen in unseren Liegenschaften einbeziehen können, mit denen wir Hand in Hand die Anlagen weiterentwickeln wollen.“ Fischer weiß um die damit verbundene Herausforderung: „Wir krempeln jetzt die Ärmel hoch für den Marathon, der vor uns liegt – binnen Kurzem müssen wir in großem Umfang solide in Denkmale investieren. Das ist eine lohnende und zugleich fordernde Aufgabe in dem Bewusstsein, dass es sich vor dem Hintergrund unseres reichen Denkmalbestands um die erste von mehreren Etappen handelt.“

In den vergangenen Monaten hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in stetiger Abstimmung mit den zuständigen Stellen eine Maßnahmenliste erarbeitet. Nicht alle wünschenswerten oder auch nur notwendigen Maßnahmen konnten innerhalb des SIP I berücksichtigt werden. Vielmehr musste nach mehreren Kriterien abgewogen werden. Wichtigste Maßstäbe waren die denkmalpflegerische Dringlichkeit und die Machbarkeit des Gesamtpakets im Förderzeitraum. Hinzu kommen dringend erforderliche Verbesserungen in den Arbeitsbedingungen für museale Nutzer und für die Stiftung von Bedeutung, eine möglichst breite Berücksichtigung der Regionen Thüringens. Darüber hinaus sollen unterschiedliche Investitionsvolumina, voneinander abgrenzbare Teilprojekte und Vorbereitungsstände von Maßnahmen einen gestaffelten Einstieg in die eigentlichen Baumaßnahmen und ermöglichen – ein entscheidender Faktor angesichts knapper personeller Ressourcen und der allgemeinen bauwirtschaftlichen Lage. Vor allem aber soll damit der Einsatz der Mittel auch unter Berücksichtigung der aktuellen Kostensteigerungen zeitnah sichergestellt werden.

Die Investitionsmittel sind seitens der Fördergeber für Liegenschaften im Bestand der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten vorgesehen. Die jeweils genannten Summen berücksichtigen zu erwartende Preissteigerungen sowie die erforderlichen Personal- und Sachkosten zur Umsetzung. Außerdem gibt es eine noch nicht fest verplante Summe von rund 5 Millionen Euro zur Abfederung von Unwägbarkeiten. Für Denkmalensembles, deren Übertragung an die Stiftung derzeit erwogen wird, ist im Maßnahmenplan eine Reserve von 20 Millionen Euro vorgesehen.

Die Vorschlagsliste der Stiftung bedarf noch der Bestätigung durch die Zuwendungsgeber. Wir gehen davon aus, im Rahmen der weiteren Besprechungen mit Bund und Land die Zuwendungsgeber von den vorgeschlagenen Projekten überzeugen zu können.

 

Liegenschaften und Sanierungsprojekte für das Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I)

 

Schloss Heidecksburg in Rudolstadt: 21,7 Millionen Euro

Schwerpunkte auf Schloss Heidecksburg sind der Nord- und der West-flügel. Hier geht es vorrangig um die statisch-konstruktive Sanierung der Dächer, die barrierearme Erschließung und die Objektsicherheit. Im Förderzeitraum sollen die Untersuchungen und Planungen erarbeitet werden und Teilabschnitte zur Umsetzung kommen. Parallel zu diesem zeitaufwendigen Projekt sollen der Marstall und die Säulensäle im Süd-flügel saniert und für das Staatsarchiv Rudolstadt nutzbar gemacht werden.

 

Schloss Sondershausen: 20,7 Millionen Euro

An Schloss Sondershausen weisen vor allem die ältesten Bauteile großen Sanierungsbedarf auf. Der problematische Baugrund hat am Alten Nordflügel und dem aus dem Mittelalter stammenden Turm statische Schäden verursacht, die es vorrangig zu beheben gilt. Dies soll geplant und im Förderzeitraum teilweise umgesetzt werden. Hinzu kommen Dachsanierungen am Süd- und am Ostflügel, die Fortführung der auf-wendigen Arbeiten am Entwässerungssystem und die Gesamtsanierung des Jägerhauses zur Nutzung durch die Landesmusikakademie. Im Schlosspark sollen dringen notwendige Brückensanierungen und Wegerestaurierungen durchgeführt werden.

 

Schloss Bertholdsburg Schleusingen: 10,4 Millionen Euro

Bisher nicht nutzbare Bereiche in den Erdgeschossen des Süd- und des Westflügels von Schloss Bertholdsburg sollen saniert und für die Nutzung durch das Naturhistorische Museum Schloss Bertholdsburg vorbereitet werden. Auch an eine barrierearme Erschließung und an Brandschutzmaßnahmen ist dabei gedacht. Außerdem muss die Schlossbrücke saniert werden.

 

Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden: 11,7 Millionen Euro

Die Förderung ermöglicht die zügige Fortführung zweier Langzeitaufgaben an Schloss Wilhelmsburg. Die Dachsanierung kann am Südflügel einschließlich Schlosskirchturm fortgesetzt und damit zum Abschluss gebracht werden. Außerdem wird der Museumsrundgang erweitert und barrierearm gestaltet. In größerem Umfang können die so prägenden wie sanierungsbedürftigen Stütz- und Umfassungsmauern instandgesetzt werden.

 

Schloss Friedenstein Gotha: 50 Millionen Euro

Seitens der Fördergeber wurde ein fester Betrag von 50 Millionen Euro für Schloss Friedenstein mit Herzoglichem Park vorgesehen. Damit wird das derzeit laufende 60-Millionen-Euro-Programm für Schloss Friedenstein mit Herzoglichem Park aufgestockt. Der bisher geplante Umfang der Sanierung wird sich damit deutlich erweitern.

 

Schloss Schwarzburg: 6 Millionen Euro

Die Mittel für Schloss Schwarzburg sind für das Schloss-Hauptgebäude vorgesehen. Im Zentrum steht dabei das Ziel, Depotflächen für das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg zu schaffen. Darüber hinaus sollen die bis 2021 als „Denkort der Demokratie“ nutzbar gemachten Innenräume barrierefrei erschlossen und um Veranstaltungsinfrastruktur erweitert werden.

 

Schloss Altenstein in Bad Liebenstein: 8 Millionen Euro/Vorschlag: 13 Millionen Euro

Mit den eingeplanten Mitteln kann die Gesamtsanierung des Schlosses bis zur Nutzbarkeit abgeschlossen werden. Schwerpunkte sind der Innenausbau, die Sanierung des historischen Küchenbaus, der Terrassen und die Sicherung der benachbarten Bergfriedruine.

 

Dornburger Schlösser: 10 Millionen Euro

Auf den Dornburger Schlössern steht das Renaissanceschloss zur Sanierung an. Die Maßnahmen reichen von der Dachsanierung über die Instandsetzung der Baukonstruktion des hangnahen Gebäudes bis zur Objektsicherheit. Zudem werden die barocken Geländergitter am Rokokoschloss restauriert.

 

Schloss und Park Wilhelmsthal bei Eisenach: 6 Millionen Euro

Der Fokus in Schloss Wilhelmsthal liegt auf dem Neuen Schloss mit Saalbau, nördlichem Pavillon und den verbindenden Kolonnaden. Der kulturhistorisch bedeutsame Telemannsaal im Saalbau soll restauriert werden. Die Kolonnade und der nördliche Pavillon sollen ebenfalls saniert werden und dienende Funktionen für die Veranstaltungsnutzung des Telemannsaals erfüllen. Für die Gesamtanlage soll die Erschließung mit Wasser, Abwasser und anderen Versorgungsmedien angegangen werden.

 

Burg Weißensee: 3 Millionen Euro

Die Sanierung des Palasturms soll mit der Turmhaube abgeschlossen werden. Außerdem kann ein größerer Abschnitt der dringlichen Ringmauersanierung umgesetzt werden.

 

Burg Ranis: 8 Millionen Euro

Das in den letzten Jahren intensiv untersuchte Torhaus soll statisch gesichert werden. Dach und Fassaden werden instandgesetzt.

 

Wasserburg Kapellendorf: 5 Millionen Euro

Dringlichen Sanierungsbedarf innerhalb der Burganlage weist der barocke Prinzessinnenbau auf. Dach und Fassaden sollen im Rahmen der Förderung saniert werden.

 

Schloss Molsdorf mit Park: 8 Millionen Euro

In Schloss und Park Molsdorf sind zunächst Maßnahmen im Park Teil des Förderprogramms. Dazu gehören die Sanierung des Parkteichs einschließlich Entschlammung und die Parkarchitekturen. Am Schloss selbst haben das Dach und die Fassaden den vorrangigen Sanierungs-bedarf. Dafür sollen die vorbereitenden Untersuchungen und Grundlagenermittlungen eingeleitet werden.

 

Burgruinen: 1,2 Millionen Euro

Im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms sind in größerem Umfang als bisher Sicherungsmaßnahmen an einigen akut gefährdeten Burgruinen möglich. Vorgesehen sind die Burgruinen Bad Liebenstein, Ehrenstein, Brandenburg und Obere Sachsenburg.

 

Fotomaterial (Beispielbilder Liegenschaften) für den Gebrauch im Zusammenhang mit der Berichterstattung zu diesem Thema:

https://www.dropbox.com/sh/nmzfvjeco3j0jzv/AAA_KCKVEkb2ur0L_VTlZDVra?dl=0