Die Stiftung Thüringer Schlösser ist Eigentümerin beider Liegenschaften und sieht sich damit in der Pflicht, geeignete Räume für die Lagerung musealer Sammlungsbestände der beiden Museen bereitzustellen. Gemeinsame Prüfungen in den letzten Jahren einen Depotbedarf von insgesamt rund 2.000 Quadratmetern Depotfläche, wobei zu erwartende Zuwächse einkalkuliert sind. In der Abwägung mehrerer Varianten erwies sich der Ankauf der leerstehenden früheren Porzellanfabrik mit anschließendem Ausbau für die Depotnutzung als weitaus kostengünstigste Variante. Die Flächen entsprechen dem Bedarf. Der Aufwand für die Erneuerung der Haustechnik, den Einbau von Sicherheitsanlagen und das Einziehen von Zwischenwänden wird auf rund eine Million Euro geschätzt. Die Kosten für die Schaffung von Depots innerhalb historischer Bausubstanz oder gar für einen Neubau hätten ein Vielfaches betragen.
Der nun erworbene Bau bringt beste Voraussetzungen für ein Museumsdepot mit. Dach, Fassaden und Fenster sind intakt, vor allem aber sind die statischen Voraussetzungen auf ideale Weise erfüllt. Für die Nutzung als Fabrik mussten die Decken bereits zur Erbauungszeit 600 bis 750 Kilogramm pro Quadratmeter tragen – das ist auch der für ein modernes Depot notwendige Wert. Kostenintensive statische Verstärkungen stehen also nicht auf dem Plan. Die Hallen in den Geschossen sind künftig flexibel unterteilbar. Auch ein Lastenaufzug und eine Laderampe sind vorhanden.
Deshalb ist nun ein vergleichsweise zügiges Vorgehen möglich. Im ersten Schritt werden die beiden Museen eine Nutzerbedarfsplanung erstellen, aus der sich detaillierte Angaben zu den konservatorischen und räumlichen Erfordernissen der Sammlungsbestände ergeben. Parallel wird die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ein Planungsteam auswählen. 2022 soll die Planung beginnen, bei gutem Fortschritt im gleichen Jahr ein erster Teil der Umsetzung.
Das Gebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Porzellanfabrik neu errichtet und durch die Firma Herda, Bofinger & Co. betrieben. 1921 kam es zur Liquidation. Das Hennebergische Museum Kloster Veßra verfügt heute über eine Vielzahl von Produkten und Haldenfunden dieser Manufaktur. Im zweiten Weltkrieg gab es ein Intermezzo als von Suhl aus betriebene Waffenfabrik. Zuletzt wurde das Gebäude als soziale Bildungsstätte für Holzhandwerk betrieben, bevor es leer stand und der Ankauf möglich wurde.
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oben: Vor dem künftigen Depotgebäude: Claudia Krahnert, Direktorin des Hennebergischen Museums Kloster Veßra, Dr. Ralf Werneburg, Direktor des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen und Dr. Doris Fischer, Direktorin der Siftung Thüringer Schlösser und Gärten, Foto: STSG, Franz Nagel
im Text: Raum im künftigen Depotgebäude, Foto: STSG, Franz Nagel