Die reich bebilderte Publikation beleuchtet verschiedene Facetten der Geschichte des Stucks, einer bereits im Mittelalter verbreitete Technologie, die spätestens seit dem 16. Jahrhundert zu den unverzichtbaren Gattungen repräsentativer Raumkunst gehörte. Im Zusammenspiel mit Malerei sowie Holz-, Textil- und anderen Künsten erfuhr sie große Aufmerksamkeit seitens der fürstlichen Bauherren. Die Erwartungen an die Entwürfe und Standards der Ausführungsqualität stiegen und verfeinerten sich. Ausführende waren oft wandernde Spezialisten.
Die Fürsten auf dem Gebiet des heutigen Thüringens engagierten vor allem im 17. und frühen 18. Jahrhundert vorrangig Stuckateure italienischer oder Tessiner Abstammung und Ausbildung. Sie sind über Jahre immer wieder in der Region nachweisbar, legten aber auch eine große überregionale Mobilität an den Tag. Dabei spiegeln die Wanderschaften nicht selten dynastische Beziehungen zwischen den Auftraggebern wider. Aber auch Statusansprüche von Herrschaftshäusern, Konkurrenzbeziehungen und der Wunsch nach Ebenbürtigkeit auf der Ebene des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, aber auch Europas, lassen sich anhand des Rückgriffs auf etablierte Künstler nachvollziehen.
Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit dem Welterbe-Tentativantrag „Thüringische Residenzenlandschaft“ und nehmen Schloss Schwarzburg sowie die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung im gleichnamigen Ort unter die Lupe.
„Stuck ohne Grenzen – Mobile Handwerkskünstler in Schlössern der Frühen Neuzeit“, Jahrbuch der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Bd. 25, Petersberg 2022, 272 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, ISBN 978-3-7319-1284-2, 34,95 €, erhältlich im Buchhandel und im Online-Shop unter https://shop.thueringerschloesser.de/shop/
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Foto: Stuck im Audienzgemach auf Schloss Friedenstein in Gotha, eines von vielen Beispielen für die Arbeit von wandernden Stuckateuren in Thüringen, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn