Das Kamelienhaus entstand innerhalb von etwa 15 Monaten am Standort des historischen Kamelienhauses hinter dem nördlichen Treibhaus der barocken Orangerie. Die Rück- und die Seitenwände bestehen aus Beton, das Dach und die Nordfassade aus Stahl und Glas. Die massiven Wände und die Einsenkung in die Erde sorgen für thermischen Ausgleich. Zusammen mit der Ausrichtung nach Norden entsteht so ein ideales Klima für die ursprünglich aus Ostasien stammenden Pflanzen. Geheizt werden muss erst ab etwa -7 Grad Kälte.
Die Kosten für das Gebäude konnten aufgrund ehrenamtlichen Engagements aus Spenden finanziert werden. Erste Sammlungen initiierte der Förderverein „Orangerie-Freunde“ Gotha e.V. 2015. Insgesamt kamen seither 180.000 Euro zusammen. Weitere 70.000 Euro wurden durch Eigenleistungen und kostenlosen Firmenleistungen – etwa die Planung durch den Architekten Michael Leepin und das Ausheben der Baugrube – erbracht. Auch der Restbetrag von 10.000 Euro, vorfinanziert durch die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten als Bauherrin, soll noch mit Spenden ausgeglichen werden.
Arbeitsleistungen wurden gespendet durch die Firmen Michael Leepin, GKL Planer Erfurt (Planung), ibah Ingenieurbüro Axel Heuchling, Gotha (Planung), Firma Heinz Werner, Aschara (Baugrube), Firma Kieser, Gotha (Kies), Firma BAW Baumaschinen Gotha (Radladermiete), Spedition Geis (Pflanzentransport).
Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, ist beeindruckt von der Spendenbereitschaft: „Dass wir heute das Kamelienhaus seiner Bestimmung übergeben können, ist das Verdienst vieler Spenderinnen und Spender, die sich vom begeisterten Werben der „Orangerie-Freunde“ Gotha haben mitreißen lassen. Wir danken allen, die sich unermüdlich für das Projekt eingesetzt, auf den Erfolg vertraut und Geld und Arbeit gespendet haben. Die gemessen an der Summe sehr kurze Zeit von der Idee bis zur Umsetzung zeigt, dass es für viele ein wirkliches Herzensprojekt ist.“
Mit der Fertigstellung sind bereits die ersten neuen Kamelien in das Kamelienhaus eingezogen. Der Neuaufbau der Sammlung war nötig geworden, nachdem ein Virus 2020 den bisherigen Bestand binnen Wochen vernichtet hatte. Nun wird der Bestand aus historischen Sorten neu aufgebaut. Die Pflanzen stammen ausschließlich aus nachweisbarer Herkunft, womit künftige Schäden vermieden werden sollen. Die bisher 30 Kamelien wurden vom Botanischen Garten Berlin-Dahlem, dem Schlossgarten Bad Homburg und den Botanischen Sammlungen in Zuschendorf abgegeben. Sammlungsziel ist es, mit 70 bis 100 eingetopften oder ausgepflanzten Exemplaren einen Ausschnitt aus dem historischen Kameliensortiment der Herzoglichen Orangerie Gotha im 19. Jahrhundert zu präsentieren.
Immergrüne Blätter, große Blüten und ein buntes Farbenspiel – die in Japan und China heimische Kamelie erfreute sich nach dem Import der Teestrauchgewächse seit dem 18. Jahrhundert zunehmender Beliebtheit an den europäischen Höfen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Kamelienmode. Das Sammeln und Züchten einer großen Sortenvielfalt wurde zum Aushängeschild anspruchsvoller Gärten. In der Herzoglichen Orangerie gab es laut Inventar aus dem Jahr 1871 einen eindrucksvollen Bestand von 670 Kamelien.
Abbildung: Eröffnung des Kamelienhauses in der Herzoglichen Orangerie Gotha, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Franz Nagel