Vor genau 30 Jahren waren erste wichtige Schritte zur Rettung der Veste Heldburg getan – dabei hatten die Bauarbeiten erst wenige Monate zuvor begonnen. Am 6. Dezember 1990 war der Dachstuhl auf dem Französischen Bau fertiggestellt. Der jahrelange Verfall der Brandruine war damit gestoppt.
Die bayerisch-thüringische Gemeinschaftsaktion zum Wiederaufbau des Französischen Baus hatte unmittelbar nach dem Mauerfall ihren Anfang genommen. Noch Ende 1989 trafen sich Denkmalpfleger aus beiden Ländern auf der Veste, die bis kurz zuvor noch im Grenzsperrgebiet der DDR gelegen hatte. Gemeinsam begutachteten sie die schweren Schäden, die ein verheerender Brand 1982 und die anschließend jahrelang ungehindert eindringende Witterung angerichtet hatten lassen. Schnell war man sich einig – das wertvolle Zeugnis der Renaissancearchitektur ist noch zu retten.
Baumaterial wurde beschafft, schon im ersten Quartal stand der Kran und es begannen erste Arbeiten. Der offizielle Baubeginn war allerdings erst am 5. Juli, denn für die Planung des Budgets musste zunächst die Währungsunion vollzogen sein. Architekten, Ingenieure, Behörden und Baufirmen arbeiteten mit Elan eng zusammen. Und Entscheidungen wurden am Fließband getroffen: „Alle Behörden waren mit Stempel bei den Bauberatungen vertreten, und die Genehmigungen wurden gleich vor Ort erteilt“, erinnert sich Inge Grohmann aus Heldburg, nach 1990 für viele Jahre Schlossverwalterin auf der Veste.
Auch vor 1989 gab es Bemühungen zum Wiederaufbau der Ruine. 1982 war im Dachgeschoss ein Brand ausgebrochen, der praktisch das ganze Innere zerstört hatte. Geschossdecken und die aufwendige Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert gingen fast vollständig verloren, lediglich die Außenmauern blieben stehen. „Obwohl eine Versicherungssumme zur Verfügung stand, scheiterten alle Versuche im Wechsel entweder am fehlenden Material oder an mangelnden Arbeitskraft-Kapazitäten“, denkt Grohmann an das Dilemma zurück. Von Jahr zu Jahr machte die Witterung die Schäden größer, es drohte der Totalverlust. Zu den Fachleuten, die sich nach 1982 besonders intensiv um den Wiederaufbau bemühten, gehörte der heute in Hildburghausen tätige Architekt Frank Schneider. Als junger Hochschulabsolvent lebte er nicht nur mit seiner Familie im intakten Teil der Veste, sondern untersuchte den Bau genau und erarbeitete neben mehreren Planungsvorschlägen ein genaues Aufmaß – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es 1990 schnell mit den Mauerer- und Zimmermannsarbeiten losgehen konnte. Gesteuert wurde das Projekt von dem Architekten Günter Garenfeld aus Würzburg.
Beim Richtfest am Nikolaustag 1990 wurden die ersten Schieferplatten aufgenagelt, 1991 war das Dach gedeckt, außerdem wurden Giebel wiederhergestellt und Geschossdecken eingebaut. Im Jahr darauf folgten die Dachhauben der Treppentürme und der Fassadenputz. Damit war der Bestand gesichert.
Von Anfang an wurden die Maßnahmen intensiv von bürgerschaftlichem Engagement begleitet und vorangetrieben. Der im Februar 1990 gegründete Förderverein Veste Heldburg e.V. mit vielen Mitgliedern beiderseits der ehemaligen Grenze warb Spenden ein, gab der Anlage über viele Jahre ein Gesicht und sorgte mit Veranstaltungen für große Aufmerksamkeit. Die ersten Sicherungsmaßnahmen wurden neben staatlichen Fördermitteln beispielsweise von der Messerschmitt Stiftung mit einer großen Anschubfinanzierung von 1 Million D-Mark unterstützt.
Zum Jahr 1995 übernahm die neu gegründete Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Veste Heldburg in ihre Verantwortung. Die Sanierungsarbeiten an den Gebäuden wurden fortgesetzt. Ab 2008 ergab sich die Möglichkeit, mit rund 7,5 Millionen Euro Förderung durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) einen großen Schritt weiter zu kommen. Bis 2013 wurden der Heidenbau, zwei Geschosse im Französischen Bau und Teile das Besucherzentrum im Kommandantenbau saniert, 2016 eröffnete in den fertigen Räumen das Deutsche Burgenmuseum Veste Heldburg. Weitere Etappen folgten: 2020 wurde im Kommandantenbau eine Treppe eingebaut, die das Gebäude brandschutzgerecht erschließt und damit künftig wieder Veranstaltungen in der beliebten Freifraukemenate möglich macht. Außerdem wurde unter der Bauherrschaft der Stadt Heldburg mit einem Gastronomieneubau im Burghof begonnen. Damit ist die Arbeit aber längst nicht beendet – unter anderem warten noch zwei weitere Geschosse im Französischen Bau auf die Sanierung für den Museumsrundgang.
Abbildungen:
– Veste Heldburg, Französischer Bau zum Richtfest im Dezember 1990, Foto: Archiv Schlossverwaltung Veste Heldburg
– Veste Heldburg heute, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn