Die Sanierung von Schlössern und Gärten in Thüringen soll durch ein Ende November auf den Weg gebrachtes Sonderinvestitionsprogramm von Bund und Land gefördert werden. Wichtige Aufgabenbereiche liegen in der Baukonstruktion, modernen musealen Arbeitsbedingungen und in der Restaurierung historischer Ausstattungen.

Worum geht es?
„Mit der Förderung haben wir die Chance, viele Denkmale durch gründliche Sanierung auf mehrere Generationen hinaus fit zu machen. Da darf man getrost auf Jahrhunderte hinaus denken. Das ist eine verantwortungsvolle Herausforderung, aber es geht auch große Faszination davon aus“, so Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. „Zudem ist die nachhaltige Sicherung der Denkmalsubstanz schlichtweg die Voraussetzung für die Arbeit von Museen, Archiven und anderen kulturellen Einrichtungen in den Anlagen.“

Was sind die Schwerpunkte beim Substanzerhalt?
Für viele Schlösser geht es um die erste umfassende Sanierung seit ihrer Errichtung. Alterserscheinungen wurden verschärft durch unsachgemäße Umbauten und Überlastungen. Die Bandbreite der Schäden reicht von substanzbedrohenden statischen Mängeln in der Baukonstruktion über gewaltige desolate Dächer bis hin zu verformten Geschossdecken, an denen unersetzbarer Stuck hängt. Auch Haus- und Sicherheitstechnik sind hier wichtige Themen.

Wie profitieren die Museen von den Investitionen?
Von barrierefreier Erschließung über zeitgemäße Depotlösungen und Arbeitsplätze bis hin zu Voraussetzungen für eine moderne Museumsdidaktik sind räumliche und technische Voraussetzungen zu schaffen. Eine zunehmend wichtige Rolle spielt auch die touristische Infrastruktur.

Was soll durch Restaurierungen erreicht werden?
Beim Restaurieren geht es um den Erhalt von Substanz und um das Gesicht des historischen Erbes. Historische Raumkunstwerke mit ihren Farbfassungen, Malereien, Stuckaturen, Spiegeln und vielem mehr sind zu konservieren und zu restaurieren. Das sichert neben dem ästhetischen Wert einen großen Schatz an Kunstwerken, aber auch ein Reservoir versiegender Handwerkstechniken. Restaurierungen sind entscheidende Bausteine für Tourismus und kulturelle Bildung.

Was brauchen die Parks und Gärten?
Dort sind Brücken, Wege und Treppen zu sanieren und Teiche zu entschlammen. Eine große Aufgabe ist mit dem Klimawandel verbunden, der gartenkünstlerisch relevante Pflanzungen gefährdet und seit einigen Jahren erheblich intensivere Maßnahmen erfordert. Außerdem warten verloren gegangene historische Gartenszenerien auf ihre Restaurierung.

 

In der Herzoglichen Orangerie Gotha beginnt der Bau des neuen Kamelienhauses. Es ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit dem Förderverein Orangerie-Freunde Gotha e.V. Der Neubau wird vollständig aus Spenden finanziert. Im Frühjahr 2021 – pünktlich zur Bundesgartenschau Erfurt 2021 – soll das Gebäude als Quartier für die wertvolle Kameliensammlung übergeben werden. Denn Gotha ist mit der Orangerie, dem Englischen Garten und der Wasserkunst ein Außenstandort der Bundesgartenschau.

Das neue Kamelienhaus entsteht unmittelbar beim Nördlichen Treibhaus, in dem die Pflanzen bisher im Winter untergebracht sind. Am historischen Standort wird noch im Dezember die Baugrube ausgehoben. Im Januar folgen das Fundament und der Aufbau der Rück- und Seitenwände aus speziell vorgefertigten Betonteilen. Im März wird dann der Gewächshausbauer das Dach und die Nordfassade in einer Stahl-Glas-Konstruktion montieren.

Das neue Gewächshaus lehnt sich an historische Vorbilder an und schafft ideale Bedingungen für die aus Japan stammenden und mit dem Tee verwandten Blütensträucher. „Kamelien sind eigentlich genügsam“, sagt Parkverwalter Jens Scheffler, der das ganze Jahr über ein besonderes Auge auf die fernöstlichen Pflanzen hat. „Drei bis fünf Grad im Winter sind ausreichend, die Temperaturen sollten nur nicht zu sehr auf und ab gehen. Dazu bedienen wir uns aus dem Wissensschatz der altbewährten Gewächshausbautradition.“

Auch wenn moderne Materialien, wie Beton und Doppelverglasung zum Einsatz kommen – die Prinzipien sind über Jahrhunderte erprobt. Drei massive Wände und die Ausrichtung nach Nordwesten puffern Temperaturschwankungen ab und schaffen ein gleichmäßiges Klima für die Pflanzen. Außerdem wird das Haus etwa einen Meter tief in den Boden eingelassen. Das genügt in milderen Wintern schon, um die Pflanzen frostfrei zu halten, so dass die ebenfalls vorgesehene Heizung nur bei extremen Minustemperaturen eingesetzt werden muss.

Baustart für das Kamelienhaus: Wolfgang Schuster (Orangerie-Freunde e.V.), Sabine Ulrich (Vorsitzende Orangerie-Freunde e.V.), Sabine Jeschke (Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten), Matthias Hey MdL, Gernot Harnisch, Jens Scheffler (Parkverwalter), Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Der Baustart für das Kamelienhaus ist ein weiterer großer Erfolg des Fördervereins Orangerie-Freunde Gotha e.V., der mit Ausdauer für Spenden wirbt und selbst sehr aktiv ist. Hinzu kommen Spenden, die seit 2014 jedes Jahr im Rahmen der Führungen zur Kamelienblüte von dem Landtagsabgeordneten Matthias Hey, dem Kamelienfreund Gernot Harnisch und dem Parkverwalter Jens Scheffler gesammelt werden. Beteiligt hat sich auch der Mitteldeutsche Kameliengesellschaft e.V. Außerdem wurde ein großer Teil der Planungsleistungen vom Architekturbüro GKL Planer Erfurt und dem Gothaer Ingenieurbüro Axel Heuchling kostenlos erbracht. Die Firma Heinz Werner aus Aschara will das Ausheben der Baugrube kostenfrei übernehmen. Durch die freiwilligen Leistungen konnten die Gesamtkosten in Höhe von rund 250.000 Euro auf etwa 180.000 Euro begrenzt werden. Ein wesentlicher Teil davon ist dank der Spendenaktion schon beisammen. Allerdings fehlen noch 20.000 Euro, damit das Gebäude pünktlich fertiggestellt und in Betrieb genommen werden kann. Dafür bitten die Orangerie-Freunde Gotha e.V. und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten weiter um Unter-stützung.

Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, ist dankbar für die Initiative: „Das neue Kamelienhaus ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel dafür, was bürgerschaftliches Engagement erreichen kann. Man merkt, dass alle Akteure mit dem Herzen dabei sind und dies auch in die Bevölkerung getragen haben.“

 

 

 

Spendenkonto Orangerie-Freunde Gotha e.V.

DE5182 0640 3800 0008 6690

VR Bank Westthüringen

 

 

Abbildung:

– Visualisierung des neuen Kamelienhauses, Foto: GKL-Planer Erfurt

Vor genau 30 Jahren waren erste wichtige Schritte zur Rettung der Veste Heldburg getan – dabei hatten die Bauarbeiten erst wenige Monate zuvor begonnen. Am 6. Dezember 1990 war der Dachstuhl auf dem Französischen Bau fertiggestellt. Der jahrelange Verfall der Brandruine war damit gestoppt.

Die bayerisch-thüringische Gemeinschaftsaktion zum Wiederaufbau des Französischen Baus hatte unmittelbar nach dem Mauerfall ihren Anfang genommen. Noch Ende 1989 trafen sich Denkmalpfleger aus beiden Ländern auf der Veste, die bis kurz zuvor noch im Grenzsperrgebiet der DDR gelegen hatte. Gemeinsam begutachteten sie die schweren Schäden, die ein verheerender Brand 1982 und die anschließend jahrelang ungehindert eindringende Witterung angerichtet hatten lassen. Schnell war man sich einig – das wertvolle Zeugnis der Renaissancearchitektur ist noch zu retten.

Baumaterial wurde beschafft, schon im ersten Quartal stand der Kran und es begannen erste Arbeiten. Der offizielle Baubeginn war allerdings erst am 5. Juli, denn für die Planung des Budgets musste zunächst die Währungsunion vollzogen sein. Architekten, Ingenieure, Behörden und Baufirmen arbeiteten mit Elan eng zusammen. Und Entscheidungen wurden am Fließband getroffen: „Alle Behörden waren mit Stempel bei den Bauberatungen vertreten, und die Genehmigungen wurden gleich vor Ort erteilt“, erinnert sich Inge Grohmann aus Heldburg, nach 1990 für viele Jahre Schlossverwalterin auf der Veste.

Auch vor 1989 gab es Bemühungen zum Wiederaufbau der Ruine. 1982 war im Dachgeschoss ein Brand ausgebrochen, der praktisch das ganze Innere zerstört hatte. Geschossdecken und die aufwendige Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert gingen fast vollständig verloren, lediglich die Außenmauern blieben stehen. „Obwohl eine Versicherungssumme zur Verfügung stand, scheiterten alle Versuche im Wechsel entweder am fehlenden Material oder an mangelnden Arbeitskraft-Kapazitäten“, denkt Grohmann an das Dilemma zurück. Von Jahr zu Jahr machte die Witterung die Schäden größer, es drohte der Totalverlust. Zu den Fachleuten, die sich nach 1982 besonders intensiv um den Wiederaufbau bemühten, gehörte der heute in Hildburghausen tätige Architekt Frank Schneider. Als junger Hochschulabsolvent lebte er nicht nur mit seiner Familie im intakten Teil der Veste, sondern untersuchte den Bau genau und erarbeitete neben mehreren Planungsvorschlägen ein genaues Aufmaß – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es 1990 schnell mit den Mauerer- und Zimmermannsarbeiten losgehen konnte. Gesteuert wurde das Projekt von dem Architekten Günter Garenfeld aus Würzburg.

Beim Richtfest am Nikolaustag 1990 wurden die ersten Schieferplatten aufgenagelt, 1991 war das Dach gedeckt, außerdem wurden Giebel wiederhergestellt und Geschossdecken eingebaut. Im Jahr darauf folgten die Dachhauben der Treppentürme und der Fassadenputz. Damit war der Bestand gesichert.

Von Anfang an wurden die Maßnahmen intensiv von bürgerschaftlichem Engagement begleitet und vorangetrieben. Der im Februar 1990 gegründete Förderverein Veste Heldburg e.V. mit vielen Mitgliedern beiderseits der ehemaligen Grenze warb Spenden ein, gab der Anlage über viele Jahre ein Gesicht und sorgte mit Veranstaltungen für große Aufmerksamkeit. Die ersten Sicherungsmaßnahmen wurden neben staatlichen Fördermitteln beispielsweise von der Messerschmitt Stiftung mit einer großen Anschubfinanzierung von 1 Million D-Mark unterstützt.

Zum Jahr 1995 übernahm die neu gegründete Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Veste Heldburg in ihre Verantwortung. Die Sanierungsarbeiten an den Gebäuden wurden fortgesetzt. Ab 2008 ergab sich die Möglichkeit, mit rund 7,5 Millionen Euro Förderung durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) einen großen Schritt weiter zu kommen. Bis 2013 wurden der Heidenbau, zwei Geschosse im Französischen Bau und Teile das Besucherzentrum im Kommandantenbau saniert, 2016 eröffnete in den fertigen Räumen das Deutsche Burgenmuseum Veste Heldburg. Weitere Etappen folgten: 2020 wurde im Kommandantenbau eine Treppe eingebaut, die das Gebäude brandschutzgerecht erschließt und damit künftig wieder Veranstaltungen in der beliebten Freifraukemenate möglich macht. Außerdem wurde unter der Bauherrschaft der Stadt Heldburg mit einem Gastronomieneubau im Burghof begonnen. Damit ist die Arbeit aber längst nicht beendet – unter anderem warten noch zwei weitere Geschosse im Französischen Bau auf die Sanierung für den Museumsrundgang.

Abbildungen:

– Veste Heldburg, Französischer Bau zum Richtfest im Dezember 1990, Foto: Archiv Schlossverwaltung Veste Heldburg

– Veste Heldburg heute, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit ist in der Herzoglichen Orangerie Gotha wieder eine Ananas reif. Es ist die mittlerweile sechste Frucht, seit die hier einst ausgeprägte Tradition der Ananastreiberei vor einigen Jahren wieder aufgenommen wurde. Zuvor hatte es etwa 100 Jahre keine Ananas in der Orangerie gegeben.

Von der Blüte bis zur reifen Frucht vergehen ungefähr neun Monate. Vor Ort kann die Ananas vollständig ausreifen, so dass der Duft und das Aroma äußerst intensiv werden. In der kleinen Ananastreiberei im Nördlichen Treibhaus entwickeln sich bereits die nächsten Früchte, die dann im Frühjahr 2021 geerntet werden können. Dann eröffnet in der Orangerie auch die Sonderausstellung „Im Garten der goldenen Früchte“ anlässlich der Bundesgartenschau Erfurt 2021. Darin wird es unter anderem einiges zur Kultivierung der Ananas zu entdecken geben.

Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wurden am Herzoglichen Hof in Gotha Ananas gezogen. Die erste Ananastreiberei im Küchengarten zog später in die Orangerie um. Der Gothaer Oberhofgärtner Theobald Eulefeld war im 19. Jahrhundert ein Spezialist für die Ananastreiberei. Über 700 Pflanzen wurden in der Orangerie in speziellen Ananastreibhäusern kultiviert. Die exotische Frucht aus Südamerika war äußerst begehrt. Bereits im 16. und 17. Jahrhundert hatten Seefahrer und Handelsreisende von ihrem Geschmack geschwärmt: „Der inwendige Saft schmälzet im Munde, und schmecket so wohl, daß er alle Leckerspeisen übertrifft.“

 

Abbildung:
Reife Ananas in der Orangerie Gotha, Foto: Jens Scheffler

 

Mit Freude hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die aktuellen Nachrichten aus Berlin zur anstehenden Bundesförderung für Schlösser in Mitteldeutschland zur Kenntnis genommen. „Wir sind dankbar für die Signale aus dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags“, sagt Direktorin Dr. Doris Fischer. „Wir haben mit den Investitionsmitteln die konkrete Aussicht, mit unseren Sanierungsvorhaben deutlich schneller voranzukommen als bisher. Ebenso viel wiegt aber die Anerkennung für die Kulturlandschaften Mitteldeutschlands – ihre Kulturdenkmale werden in ihrer bundesweiten Bedeutung wahrgenommen. Das Land Thüringen hat mit der Bereitschaft, eine so umfangreiche Förderung zu kofinanzieren, einen entscheidenden Anschub geleistet.“
Im Fürstlich Greizer Park ist ein alter Lindenbaum durch eine Neupflanzung ersetzt worden. Möglich gemacht hat das der Naturschutzbeirat durch eine Baumspende.

Die Winterlinde am Weg zwischen Rotunde und Parksee musste 2017 aufgegeben werden. Ein Sturm hatte einen Teil der Krone abgeknickt, zum Vorschein war ein hohler Stamm mit zersetzendem Schwammbefall gekommen. Aus Sicherheitsgründen blieb der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten nur die Fällung. Nun konnte der für die Parkgestaltung bedeutsame Baum ersetzt werden. Wie in der Gartendenkmalpflege favorisiert, steht die Neupflanzung im hohlen Baumstumpf des Vorgängerbaums. Auf diese Weise wird der Verlust exakt ersetzt, und der neue Baum profitiert von den Nährstoffen des Altbaums.

Den Baum für die Nachpflanzung stiftete der Naturschutzbeirat des Landkreises Greiz zu Ehren zweier in den Ruhestand getretener Mitarbeiter des Amtes für Umwelt, Dr. Karli Coburger und Frank Leo.

 

Abbildung: Rasmus Röhling (Vorsitzender Naturschutzbeirat, links) und Dr. Karli Coburger beim Angießen des neu gepflanzten Baums, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Michael Schmidt

Die Region um die Wartburg ist geprägt durch eine Reihe überregional bedeutender Denkmale. Entstanden mit viel Kreativität und Mühe im Laufe der letzten Jahrhunderte bilden sie einen besonderen Schatz. Dazu gehört der wunderschöne Landschaftspark auf dem Altenstein, den die Herzöge von Sachsen-Meiningen in nächster Nähe des Kurorts Bad Liebenstein über Generationen anlegen ließen und der seinen Besuchern ein in Europa unvergleichliches Erlebnis bietet. Ein ganz besonderer Ort ist dort die Parkszenerie um den Blumenkorbfelsen, die 1802/03 entstand.

Zu Ehren der 1801 verstorbenen Herzogin Charlotte Amalie wurde sie inszeniert, bestehend aus einer kunstvoll überprägten Felsformation im Hintergrund und einer Exedra nach dem Vorbild der antiken Greifenbänke in der Gräberstraße von Pompeji. Charlotte Amalie zählt zu den großen Frauengestalten ihrer Zeit. Sie regierte das Herzogtum Sachsen-Meiningen als Vormund von 1763 bis 1782 äußerst erfolgreich. Ihr dankbarer Sohn, Herzog Georg I., ließ zu ihrem Andenken die einzigartige Szenerie im Park Altenstein anlegen.

Leider hat die Anlage in den letzten 200 Jahren stark gelitten. Die Witterung hat den weichen Sandstein stark deformiert. 2013 konnte durch das Engagement des Fördervereins Altenstein-Glücksbrunn der Blumenkorbfelsen restauriert und mit dem steinernen Blumenkorb versehen werden. Die Wiederherstellung der Greifenbank musste zurückgestellt werden. Ob es überhaupt gelingen würde, bei ihrer Verwitterung die ursprüngliche Gestalt wiederzugewinnen, stand damals in den Sternen.

Doch nun gibt es ein Modell, entwickelt im Auftrag der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, das die exakte Rekonstruktion und damit auch eine bildhauerische Umsetzung ermöglicht. Nun liegt es an uns allen, diese Chance zu nutzen und mit der Wiederherstellung unsere Heimatregion zu Füßen des Thüringer Waldes wieder mit dieser Attraktion zu bereichern. Zur Beschaffung der dafür erforderlichen 70.000 Euro hat der engagierte Förderverein Altenstein-Glücksbrunn den Anfang gesetzt und bereits über 30.000 Euro gesammelt.

Weil das Vorhaben ein Anliegen aller Bürger sein sollte, hat sich als gemeinnützige landesweite Bürgerstiftung, die Stiftung „Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen“ eingebracht und in der Sparkassenstiftung der Wartburg-Region einen regionalen Partner gefunden. „Wir sind daher sehr glücklich, nun eine einmalige Spendenaktion ausloben zu können: Auf jeden bei unserer Bürgerstiftung eingezahlten Euro für das Projekt ‚Greifenbank Altenstein‘ legt die Sparkassenstiftung der Wartburg-Region einen weiteren Euro drauf!“, wirbt Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus, Vorsitzender des Vorstands der Bürgerstiftung, für das Projekt und spricht die vielen Freunde des Landschaftsparks direkt an: „Wir hoffen sehr, dass auch Sie diese einmalige Chance sich nicht entgehen lassen, Ihre Spende zu verdoppeln und dem Spendenzweck damit in doppelter Hinsicht zu dienen.“

Spendenkonto der Stiftung „Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen“

IBAN: DE56 8305 0303 0011 0206 01

BIC: HELADEF 1SAR

Stichwort: „Greifenbank Altenstein“

Auf Wunsch steuerlich absetzbare Spendenquittungen für alle Spendenbeträge

 

Online-Spende

https://www.buergerstiftung-schloesser.de/foerderprojekt/wiederherstellung-der-greifenbank-im-schlosspark-altenstein/

 

Stiftung „Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen“

Postfach 22 55

99403 Weimar

www.buergerstiftung-schloesser.de

Am Kloster Paulinzella ist wieder ein wichtiger Schritt zur Restaurierung der bedeutenden romanischen Kirchenruine geschafft. 2020 stand das nördliche Querhaus im Mittelpunkt. Die Gerüste sind dort schon abgebaut, an den Sockeln und der Apsis finden noch abschließende Arbeiten statt.

Wichtigstes Ziel der Restaurierungsarbeiten ist der wirksame Schutz der Mauerkronen. Sie sind seit dem Verlust des Daches vor 400 Jahren Wind und Wetter ausgesetzt und deshalb besonders gefährdet. Die einige Jahrzehnte alten Bleiabdeckungen waren marode und mussten abgenommen werden. Anschließend konnte das zum Teil bereits erheblich angegriffene Mauerwerk stabilisiert und wie zuvor mit Schieferplatten gesichert werden. Eine neue hinterlüftete Bleiabdeckung sorgt für Witterungsschutz.

Darüber hinaus wurden sämtliche Oberflächen des romanischen Mauerwerks restauriert. An Giebeln und Rissen waren auch statische Sicherungen nötig. In der Vergangenheit verwendete Zementmörtel mussten aus den Fugen entfernt werden. Zement ist auf die Dauer nicht mit dem Sandstein und den historischen Mörteln verträglich. Er ist eine Hauptursache der vielfältigen Schäden. Für die Neuverfugung mischten die Restauratoren einen speziellen Mörtel an, der genau zum Stein passt. Dafür verkneteten Sie vor Ort Kalk und verschiedene Zuschlagstoffe, die für gute bauphysikalische Eigenschaften und eine passende Optik sorgen. Besondere Aufmerksamkeit forderte die am Querhaus erhaltene Apsis, deren Kuppel ebenfalls neu verfugt und sorgfältig gegen Regenwasser geschützt werden musste. Außerdem reinigten die Fachleute alle Steinflächen und ergänzten fehlende Teile.

Wie in solchen Fällen üblich, wurde die Ruine baubegleitend von Bauforschern untersucht. Sie stießen im aktuellen Abschnitt auf manche Überraschung. So hatte sich in einer Maueröffnung noch der Rest eines Holzes aus dem frühen 12. Jahrhundert erhalten – beim Bau der Kirche hatte man auf solche in die Wand gesteckten Hölzer die Gerüstbretter gelegt. Und im Mauerwerk der Apsis kam ein gut erhaltenes Schmuckkapitell zum Vorschein, das dort nachträglich als Lückenbüßer eingemauert worden war.

2017 musste die Kirchenruine abgesperrt werden, weil Gefahr von den Mauerkronen ausging. Im gleichen Jahr begannen die Restaurierungsmaßnahmen – zunächst am Turm, seit 2019 an den Querhäusern. Bislang investierte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten rund 1,5 Millionen Euro in die Maßnahmen. In den nächsten Jahren soll es am Langhaus und an der Vorkirche weitergehen.

Die Kirchenruine Paulinzella gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Romanik in Thüringen. Sie entstand im 12. Jahrhundert unter Leitung von Baumeistern aus dem Reformkloster Hirsau im Schwarzwald. Das mit dieser „Hirsauer Schule“ verbundene hohe Niveau zeigt sich am exakten Quadermauerwerk und dem Bauschmuck, beispielsweise dem Portal und den Schmuckfriesen. Bei einem Brand um 1600 ging das Dach verloren und der Verfall setzte ein. Seit der Goethezeit wird das Bauwerk als romantische Ruine geschätzt und gepflegt. Trotz derzeitiger Absperrungen ist die Kirche gut einsehbar, das übrige Klostergelände ist frei zugänglich. Für ein reiches Angebot besonders in der warmen Jahreszeit sorgen das Museum im Jagdschloss, der Thüringen-Forst im Amtshaus sowie der nördlich der Ruine gelegene Kräutergarten.

 

Abbildung:

– Klosterkirche Paulinzella, restauriertes Nordquerhaus mit Restarbeiten an Sockeln und Apsis, Foto: pons asini, Jens Linke

Im Freigelände von Kloster Veßra finden ab heute Wegebauarbeiten statt. Stark ausgespülte Oberflächen werden instandgesetzt, um die Begehbarkeit und die Bedingungen für Kinderwagen und Rollstühle zu verbessern. Gut 32.000 Euro investieren das Hennebergische Museum Kloster Veßra und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gemeinsam in die Maßnahmen. Bei günstiger Witterung soll Mitte Dezember alles fertig sein.

Starkregenereignisse haben in den vergangenen Jahren immer wieder die Wege überfordert. Das Wasser floss nicht geordnet ab, tiefe Ausspülungen waren stellenweise die Folge. Die betroffenen Flächen werden nun als wassergebundene Decken wiederhergestellt. Außerdem wird gezielt der Wasserabfluss verbessert, etwa durch die An-passung von Höhenniveaus und den Einbau von gepflasterten Abflussrinnen und Abflüssen.

Die naturnahen Wegeoberflächen gehören zum reizvollen Erscheinungsbild der Klosteranlage mit den Freilicht-Arealen des Museums und sollen erhalten werden. Da Starkregen seit einigen Jahren gehäuft auftritt, müssen die Wege nun mit gezielten Eingriffen fit gemacht werden.

 

Abbildung: Das Abstecken zu Beginn der Wegebauarbeiten, Foto: Hennebergisches Museum Kloster Veßra

Die Folgen des Klimawandels machen auch vor gut behüteten Gartendenkmalen nicht halt. Durch anhaltende Trockenheit hat allein die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) in den vergangenen drei Jahren bereits Schäden von gut 1,5 Millionen Euro zu verzeichnen.

Vor allem in den Landschaftsparks haben die Folgen des Klimawandels inzwischen erkennbare Spuren hinterlassen, die nicht mehr zu übersehen sind. In Schlossparks wie Altenstein, Molsdorf, Greiz oder Wilhelmsthal spielen gezielt platzierte Einzelbäume und Baumgruppen eine entscheidende Rolle als gartenkünstlerische Gestaltungselemente. Die seit Jahren anhaltend geringen Niederschlagsmengen haben zu einer dauerhaften Unterversorgung von Bäumen geführt. Dem dadurch entstehenden Stress sind selbst robuste Bäume auf die Dauer nicht gewachsen und sterben ab. In den Jahren 2018 bis 2020 lagen die Verluste mehr als 100 Prozent über dem vorher üblichen Jahresdurchschnitt – gut 600 Bäume gingen seit 2018 auf das Konto der Trockenheit. Die gewohnten Altersverluste von rund 90 Bäumen pro Jahr sind in dieser alarmierenden Zahl nicht enthalten. Selbst bei günstigen Niederschlagsentwicklungen werden in den nächsten Jahren weitere Trockenverluste folgen, die aus der jüngeren Vergangenheit resultieren.

Die Klimafolgeschäden bedeuten schon jetzt dramatische Veränderungen in den Gartendenkmalen. Und sie stellen die STSG und ihre Parkteams vor enorme finanzielle und personelle Herausforderungen. Der Umgang mit den Schäden bindet zunehmend Arbeitskräfte und Mittel, die dann für die reguläre Pflege fehlen. Allein der Mehraufwand zur Verkehrssicherung ist erheblich – schließlich stellen abgestorbene Äste und Bäume eine Gefahr für die Besucher dar. Um die verlorenen Bäume nachzupflanzen, sind besondere Anstrengungen nötig. Bislang konnten nur kleinere Ersatzpflanzungen durch gelegentliche Spendenprojekte ermöglicht werden.

Parallel zu den akuten Notmaßnahmen arbeitet die STSG intensiv mit Partnern an der Erforschung von langfristigen Lösungen. Innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen werden seit längerer Zeit Forschungsprojekte verfolgt, darüber hinaus gibt es das „Initiativbündnis Historische Gärten im Klimawandel“, das von den Fachvereinen Schlösser und Gärten Deutschland e.V. und Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Gartenkultur e.V. getragen wird. Themen sind beispielweise die Klimaresilienz von Pflanzen, aber auch die Verbesserung von Bodenbedingungen und ein denkmalgerechtes Wassermanagement.

Schlosspark Altenstein, abgestorbener Baum nahe der Teufelsbrücke, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Toni Kepper
Schlosspark Wilhelmsthal, gefällte Bäume nach Trockenheitsverlust, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Dietger Hagner
Schlosspark Wilhelmsthal, um 1800 angelegter Fichtenhain vor dem Totalverlust, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Dietger Hagner
Schlosspark Wilhelmsthal, zwei Stieleichen vor der Blumeninsel aus der Zeit um 1850 mit schweren Trockenschäden, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Dietger Hagner